Interdisziplinäres Labor für pädiatrische Tumor- und Virusforschung (IDL)
Das Auftreten von Resistenzen ist der Hauptgrund für das Scheitern von Krebstherapien. Das Interdisziplinäre Labor für pädiatrische Tumor- und Virusforschung untersucht schwerpunktmäßig, wie Krebszellen gegen Medikamente resistent werden und entwickelt daraus neue Therapieansätze zur Behandlung von Krebserkrankungen, für die es bisher keine geeigneten Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Innovative Therapiestrategien für Kinder mit Krebserkrankungen
Prof. Dr. Jindrich Cinatl hat mit seiner Arbeitsgruppe hierzu vor mehr als 30 Jahren mit der Adaptierung von Krebszellen an antitumorale Wirkstoffe begonnen. In der Zwischenzeit betreibt er gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Michaelis (University of Kent, Canterbury, Großbritannien) die Resistant Cancer Cell Line (RCCL) Collection , die weltweit größte Sammlung wirkstoffadaptierter Krebszelllinien. Aktuell umfasst die RCCL Collection mehr als 2.900 therapieresistente Krebszelllinien, die erworbene Resistenzen gegenüber mehr als 100 unterschiedlichen Wirkstoffen abbilden (Stand Januar 2025).
Das Ziel der Forschung ist ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Resistenzmechanismen und – daraus resultierend – die Neu- und Weiterentwicklung von Diagnostikverfahren und Therapieregimen zur Behandlung von krebskranken Kindern.
Die RCCL Collection wird in Kooperation mit Partnern weltweit genutzt. Die Forschung des Interdisziplinären Labors hat zur konkreten Verbesserung der Behandlung unterschiedlicher Krebserkrankungen beigetragen.

Nachruf auf Dr. Jaroslav Cinatl (1929–2025)
Ein großer Forscher ist von uns gegangen

Am 20. Juni 2025 verstarb Dr. Jaroslav Cinatl im Alter von 96 Jahren. Mit ihm verliert die medizinische und wissenschaftliche Gemeinschaft einen außergewöhnlichen Arzt, Forscher und Menschen, dessen Lebenswerk weit über die Grenzen eines einzelnen Fachgebiets hinausreicht.
Geboren am 4. Januar 1929 in Třeboň, einer kleinen Stadt nahe der österreichischen Grenze, wuchs Dr. Cinatl in einer Bäckerfamilie in der damaligen Tschechoslowakei auf. Schon früh war seine Liebe zur Musik – insbesondere zur Violine – ebenso stark wie seine Faszination für die Naturwissenschaften. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten der Medizin, ein Fach, dem er sich mit Leidenschaft und Hingabe widmete.
1948 wurde seine Familie im Zuge der kommunistischen Machtübernahme enteignet und konnte sein Medizinstudium nicht mehr finanzieren. Daher setzte Jaroslav Cinatl seine medizinische Ausbildung beim Militär fort. Als hochrangiger Militärarzt nutzte er seine Position, um intensiv zu forschen – selbst unter den schwierigen Bedingungen des Ostblocks. Seine Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften wie Nature waren damals eine Seltenheit und unterstreichen seine wissenschaftliche Exzellenz. 1982 verließ er seine Heimat endgültig. Der Anlass war persönlich – die Krebsdiagnose seiner Tochter – doch aus diesem familiären Schicksal erwuchs ein Lebenswerk, das vielen anderen Hoffnung und Hilfe brachte. In Deutschland fand Dr. Cinatl nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine neue Wirkstätte: als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt.
Dort begegnete er Eltern krebskranker Kinder, die – geeint durch Schmerz und Hoffnung – ein gemeinsames Ziel verfolgten: die Verbesserung der Forschung an Krebserkrankungen im Kindesalter. Aus dieser Bewegung heraus entstand das Interdisziplinäre Labor für pädiatrische Tumor- und Virusforschung (IDL), das Dr. Cinatl mitbegründete und lange Jahre maßgeblich prägte. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Kinderklinik und dem Institut für Medizinische Virologie war dabei wegweisend. Die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Jaroslav Cinatl wird seit vielen Jahren im IDL erfolgreich weitergeführt.
Das von der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder errichtete Forschungshaus, das 2005 im Stadtteil Niederrad eröffnet wurde, bietet dem IDL eine dauerhafte Heimat – und ist ein sichtbares Zeichen der nachhaltigen Wirkung von Dr. Cinatls Lebenswerk. So war Dr. Cinatl nach dem 2. Weltkrieg federführend an der Entwicklung von Methoden beteiligt, die es erstmals ermöglichten Zellen in einem künstlichen System außerhalb des Körpers zu züchten. Dieses Wissen lebt bis heute in der Resistant Cancer Celll Line (RCCL) Collection weiter.
Dr. Jaroslav Cinatl hat durch seine wissenschaftliche Weitsicht, seinen unermüdlichen Einsatz und seine Menschlichkeit ein Fundament gelegt, auf dem auch zukünftige Generationen weiter aufbauen können. Sein Wirken hat unzähligen Kindern Hoffnung geschenkt – und wird dies auch in Zukunft tun.
Wir verneigen uns vor einem großen Forscher und einem außergewöhnlichen Menschen. Sein Vermächtnis lebt weiter – in der Forschung, in den Kindern, denen geholfen wurde, und in all jenen, die seinen Weg fortsetzen.
In stillem Gedenken.
Leitung
Prof. Jindrich Cinatl / Prof. Martin Michaelis
Tel. 069 678665-72
Fax 069 678665-9172
j.cinatl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Stellvertretende Leitung
Dr. Florian Rothweiler
Tel. 069 678665-70
Fax 069 678665-94
f.rothweiler@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Kurzvitae

Herr Prof. Dr. Jindrich Cinatl promovierte nach seinem Biologiestudium 1985 in Prag, wo er bis 1986 als Research Associate am Institut für Hämatologie und Bluttransfusion der Karls-Universität arbeitete. Von 1985 bis 1987 forschte er an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums der Goethe-Universität Frankfurt und setzte anschließend seine Forschungstätigkeit im Institut für Medizinische Virologie in Frankfurt fort. Nach seiner Habilitation leitete er von 1998 bis 2011 die Forschungsabteilung des Instituts für Medizinische Virologie. 2001 wurde er zum außerplanmäßigen Professor der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität ernannt. Seit Eröffnung im Jahr 2005 ist die Arbeitsgruppe „Interdisziplinäres Labor für pädiatrische Tumor- und Virusforschung“ von Jindrich Cinatl im Dr. Petra Joh-Haus der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder angesiedelt und forscht an der Entwicklung neuer Therapiekonzepte und Behandlungsmöglichkeiten für Kinder und junge Menschen mit Krebs. Gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Martin Michaelis (University of Kent, Canterbury, UK) leitet Herr Prof. Cinatl die Resistant Cancer Cell Line (RCCL) Collection, die weltweit größte Sammlung präklinischer Modelle für erworbene Resistenzen bei Krebs.
Kontakt:
Prof. Dr. Jindrich Cinatl
Tel. 069 678665-72
j.cinatl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de

Prof. Dr. Martin Michaelis studierte Pharmazie und promovierte in Pharmazeutischer Technologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Danach arbeitete er zunächst als PostDoc und später als stellvertretender Leiter in der Arbeitsgruppe von Prof. Jindrich Cinatl im Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität Frankfurt und im Dr. Petra Joh-Haus der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder. Seit 2011 ist er Lehrstuhlinhaber und Professor für Molekulare Medizin an der University of Kent in Canterbury in Großbritannien. Gemeinsam mit Jindrich Cinatl leitet Martin Michaelis die Resistant Cancer Cell Line (RCCL) Collection, die weltweit größte Sammlung präklinischer Modelle für erworbene Resistenzen bei Krebs, und ist der Ansprechpartner für alle Anfragen.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin Michaelis
Tel. 44 01227 827804
m.michaelis@kent.ac.uk

Herr Dr. Florian Rothweiler studierte von 1998 bis 2003 Biologie an der Universität Frankfurt/Main mit anschließender Promotion in der Arbeitsgruppe von Prof. Cinatl. Seit 2010 arbeitet Herr Dr. Rothweiler im Dr.Petra Joh-Haus der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder und ist Laborleiter und Stellvertreter von Prof. Cinatl. Herr Dr. Rothweiler kümmert sich intensiv um Pflege, Dokumentation und Bestand der Resistant Cancer Cell Line (RCCL) Collection.
Kontakt:
Dr. Florian Rothweiler
Tel. 069 678665-72
f.rothweiler@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Wissenschaftliche und technische Mitarbeiter*innen
Melanie Ott
Tel. 069 678665-70, -73
m.ott@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Tamara Rothenburger
Tel. 069 678665-70, -73
t.rothenburger@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Nicole Weiler
Tel. 069 678665-70, -73
n.weiler@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Amalia Georgiadi
Tel. 069 678665-70, -73
a.georgiadi@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
N.N.
Tel. 069 678665-0
n.n.@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Eva Wagner
Tel. 069 678665-70
e.wagner@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Sebastian Grothe
Tel. 069 678665-70
s.grothe@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Rosemarie Schmidt
Tel. 069 678665-70
Gesa Meincke
Tel. 069 678665-70